Endlich ist der langersehnte Frühling da! Die Sonne scheint, die Laune steigt auch gleich und unser Gemüt hüpft. Ich genieße diese ersten sonnigen Tage ganz besonders – so ausgehungert nach dem langen Winter, tanke ich ganz bewusst die Sonne auf, gönne mir ein wenig Zeit für mich und beobachte dabei meine Kinder, wie sie nun auch mehr Zeit in der Natur, an der frischen Luft verbringen. Plötzlich sind die neuen Medien gar nicht mehr so interessant, denn es gibt so viel zu entdecken und die Zeit vergeht am Spielplatz oder einfach in der Natur viel schneller.
Ich sitze also mit meinem Kaffee vor unserem Haus und beobachte meine Burschen und merke dabei, dass ich ganz viel von ihnen lernen kann.
- Sie sind voller kindlicher Neugier: Vor unserem Haus gibt es einiges zu entdecken. Feuerkäfer, Schnecken, Steine, Blumen, unsere Obststräucher und auch Unkraut, und noch viel mehr, wovon ich wahrscheinlich nichts weiß.
- Dank dieser kindlichen Neugier sind sie kleine Entdecker und können stundenlang beobachten: sie schauen den Schnecken beim Fortbewegen zu und das dauert ziemlich lang. Schnecken sind ja bekanntlich recht langsam. Aber das stört meine zwei Helden nicht. Sie bauen für die Schnecken Hindernisse auf, über die die Schnecken dann rüberkraxeln dürfen, veranstalten einen Wettlauf zwischen den Schnecken und beobachten, welche von ihnen die Schnellste ist. Hauen sich ab, wenn die kleinste Schnecke auf die Größte raufklettert und sich mittransportieren lässt oder bauen für sie eine Wohnung mit jeder Menge Unkraut und Spielzeugautos, in die die Schnecken dann hineinkraxeln. Sie haben wirkliche Freude und diese ist ansteckend. So ansteckend, dass ich mich zu ihnen am Boden setze und mitbeobachte und mich gar nicht losreißen kann, weil es gerade so spannend und interessant ist.
- Sie sind zufrieden und kreativ: sie brauchen gar kein Spielzeug mehr, denn ein Stock kann viel mehr als ein Playmobilritter – der Stock kann eine Stütze sein, ein Absperrungsseil, er kann sogar zu einem Fußball mutieren, man kann damit eine Suppe kochen oder er verwandelt sich in ein Schwert eines jungen Ritters, der sich den Weg durch die Dornenhecke zu Dornröschen freibahnen muss. Unser Nachbarsjunge hat sogar einmal mit meiner Tochter versucht, aus Stöcken eine Kutsche zu bauen – tagelang tüftelten die Beiden, wie sie das am besten anstellen sollen. Und sie schafften es dann sogar – hielt zwar nicht lange, aber kurz hatten sie eine Kutsche aus Stöcken.
Dank meiner Kinder lerne ich auch zu staunen und zu beobachten. Wenn ich mich am Vormittag an meine Arbeit mache, setze ich mich gern in den Garten und bewundere das Gezwitscher der Vögel. Manchmal ist das Gezwitscher so laut, dass ich aufschaue und den kleinen Meisen beim Fangenspiel zuschaue und ganz fasziniert und dankbar bin für die Zeit, die ich habe. Dass ich das Schöne genießen kann und zwischendurch innehalten kann und dass ich nicht wie ein Hamster im Rad meinen täglichen Aufgaben hinterherlaufen muss – ja auch solche Tage gibt es, ich möchte mir aber bewusst die Zeit nehmen, um meine Umwelt wahrzunehmen und das Schöne um mich herum zu genießen – und daran erinnern mich meine Kinder jeden Tag, vor allem dann wenn der Stress überhandnimmt. Dann merke ich, es ist wieder Zeit von ihnen zu lernen. Und dann stecken sie mich sogar an, mit ihnen die Welt zu entdecken und die Schnecken zu beobachten.
Ich kann Euch also nur ermuntern, sich von den Kindern von ihrer Freude und Neugier anstecken zu lassen und einen Gang hinunterzuschalten und sich für die schönen und einfachen Dinge im Leben Zeit zu nehmen und sich gleichzeitig sich selbst und seiner Seele etwas Gutes zu tun. Denn wenn wir unser Leben ein wenig verlangsamen und den Stress und die Hektik hinausnehmen, werden wir selbst ausgeglichener und gleichzeitig strahlen wir diese Ruhe auch auf unsere Kinder aus.