Vetrauen ist gut – Kontrolle ist besser?

Wer kennt ihn nicht, diesen Spruch „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“. Wer selbst alles unter Kontrolle hat, für den gibt es keine Überraschungen, für den läuft alles nach Plan. Bei einem Baby ist es leicht die Kontrolle zu übernehmen – ich kontrolliere, was es isst und wo bzw. wann es schläft – doch auch schon bei so einem kleinen Baby merke ich, ich kann doch nicht alles kontrollieren. Dieses kleine Wesen besitzt einen Willen, den es schon kundtun kann.

Meine mittlere Tochter geht mittlerweile in die dritte Klasse Volksschule. Wir Eltern haben eine WhatsApp Gruppe gegründet, in der wir uns vor allem in der ersten Klasse ausgetauscht haben, wer was zum sogenannten Buchstabentag beiträgt. Das hat recht gut funktioniert. Nach dem ersten Jahr verging in der zweiten Klasse kaum ein Tag (außer am Wochenende), an dem manche Eltern wegen der Hausübung nachfragten. Ich wunderte mich und fragte mich oft, ob diese Eltern ihren Kindern nicht vertrauen – müssen bereits die Kinder in der 2. Klasse kontrolliert werden, ob sie denn wirklich alles richtig mitbekommen haben? Was ist denn das Schlimmste, das passieren würde, wenn es einmal nicht alles richtig mitgeschrieben hat? Die Lehrerin würde mein Kind aufmerksam machen, dass etwas fehlt und es müsste die Hausübung nachbringen. Eine Erfahrung aus der mein Kind lernen und wachsen kann. Durch genau dieses Vertrauen aber kann mein Kind wachsen und stark werden.

Ich bin überzeugt, dass jedes Kind als Grundnahrungsmittel um innerlich Wachsen zu können, das Vertrauen seiner Eltern braucht.

Das Vertrauen vergleiche ich gerne mit einem Obstbaum. Damit ein Apfelbaum gesunde Früchte tragen kann, muss der Baum über die Wurzeln Nährstoffe aufnehmen. Wenn ich möchte, dass mein Kind eine starke Persönlichkeit wird, die voll Vertrauen durchs Leben geht (das ist die Frucht), dann muss ich meinem Kind als Basis dafür (in die Wurzeln) mein Vertrauen (die Nährstoffe) schenken. Und dieses Vertrauen darf niemals aufhören! Natürlich kann es vorkommen, dass mein Kind mein Vertrauen missbraucht und mich enttäuscht  – ich werde aber auch den Apfelbaum nicht gleich umhauen, nur weil er keine Früchte trägt, sondern noch mehr in die Wurzeln investieren – also trotz allem das Vertrauen verstärken und meinem Kind  verzeihen und ihm eine neue Chance geben. Denn auch ich mache Fehler und hoffe, dass mir diese verziehen werden.

Indem ich meinem Kind vertraue, sehe ich es groß, ich staune über die Talente und Stärken, die Gott in mein Kind hineingelegt hat, ich traue meinem Kind zu, dass es die (altersgemäßen) Herausforderungen im Leben meistert und bin für mein Kind da, wenn es mich braucht. Ich freue mich immer über das Glitzern in den Augen meiner Kinder, wenn sie eine neue Herausforderung gemeistert haben und wir als Eltern ihnen unser Vertrauen geschenkt haben: wenn sie das erste Mal beim Bäcker ein Frühstück geholt haben oder es geschafft haben, alleine von der Schule nach Hause zu kommen. Wenn sie eine Mahlzeit für die ganze Familie gekocht haben oder wenn sie sich in der Früh selbst angezogen haben. Wenn sie den Koffer für den Urlaub selbst gepackt haben oder im Supermarkt die Butter gefunden haben …. Es gibt Hunderte an Beispielen im Alltag, wie wir unseren Kindern mit kleinen oder auch größeren Aufgaben unser Vertrauen und Zutrauen schenken können! Einfach selbst ausprobieren und am Strahlen erfreuen!