Die Trotzphase ist eine ganz besondere Phase im Leben unseres Kindes. Diese Phase dauert ungefähr vom 2. bis zum 5. Lebensjahr. Das ist ein Richtwert – bei manchen Kindern startet sie schon etwas früher, bei anderen dauert sie etwas länger.
Haben Sie sich schon beobachtet, wie es Ihnen geht, wenn Ihnen etwas nicht gelingt? Wenn Sie schon zum dritten Mal versucht haben, den Faden ins Nadelöhr zu bringen oder beim Ausräumen der Einkäufe jedes zweite Packerl am Boden landet oder beim Fensterputzen der Wasserkübel umfällt oder beim Einschlagen des Nagels in die Wand, dieser jedes Mal abrutscht … oder … oder … Ich kenne all diese Situationen nur zu gut. Und es ist bei mir sehr Tages- und Launen abhängig, wie ich gerade reagiere. Bin ich eher gelassen, und probiere ich noch einmal den Nagel einzuschlagen bzw. wische das Wasser vom Boden auf oder bekomme ich einen Wutanfall und schimpfe laut herum – das hängt auch noch von meinem Temperament ab.
Und nun die Frage, was hilft mir in einer solchen Situation, nicht auszuzucken, auch wenn es gerade ein schlechter Tag ist, sondern mit Gelassenheit zu reagieren? Was hilft mir, das Donnerwetter zu überstehen und wieder die Sonne scheinen zu lassen? Wir Erwachsene können da bereits auf eine jahrelange Erfahrung zurückgreifen :o)
Und was hat das jetzt mit Trotz zu tun?
Ein Trotzanfall ist ähnlich – dein Kind fühlt sich genauso wie du, wenn du gerade wütend oder verzweifelt bist, weil gar nichts so funktioniert, wie es du dir wünscht. Für dein Kind ist diese Entwicklungsphase immens wichtig. Es lernt in dieser Phase mit seinen Gefühlen und Emotionen umzugehen. So wie man das Laufen lernen muss, muss ein Kind auch lernen, die eigenen Emotionen zu regulieren und Geduld zu haben, wenn Bedürfnisse nicht sofort befriedigt werden bzw. neu erlernte Fähigkeiten nicht sofort eingesetzt werden können. Ein Beispiel ist das berühmte „Ich will selber“ und dann geht es doch nicht selber, weil der Reißverschluss gerade klemmt oder das Wasserglas schief steht oder die Zunge von den Schuhen hineingedrückt ist.
Ein Trotzanfall ist etwas ganz Normales und er geht vorüber, es braucht nur Zeit und Geduld von unserer Seite. Zeit, die wir oft nicht haben und Geduld, die manchmal eine knappe Ressource und bereits überstrapaziert ist.
Überleg, was du selbst brauchst, wenn du das Gefühl hast, dass die ganze Welt gegen dich ist. Möchtest du gern alleine sein und in Ruhe gelassen werden oder doch lieber eine Umarmung und das Gefühl bekommen „Ich bin nicht allein“? Dein Kind fühlt sich während eines Trotzanfalles oft von seinen Emotionen überrollt und lernt sich selbst erst kennen. Durch das Hineinversetzen in dein Kind, das Hineinfühlen in seine Situation, fällt es manchmal leichter liebevoller und gelassener in dieser herausfordernden Situation zu reagieren.